Angedacht 4/2016

Liebe Leserinnen und Leser,
sobald ich die Jahreslosung 2017 höre, vernehme ich in erster Linie die Hoffnung eines Neuanfangs. Mich erinnern diese Worte ein wenig an die guten Vorsätze an Silvester. So nehmen wir uns zum Beispiel vor, pünktlich oder ordentlicher zu sein oder auch das ein oder andere Mal doch sonntags in die Kirche zu gehen.

 

Jedoch sind diese guten Vorsätze nach kurzer Zeit bereits wieder vergessen. Aber das gehört wohl zum Menschensein dazu. Weil wir Menschen so sind, entschied Gott: Er will nicht nur unsere Herzen austauschen, sondern er schenkt uns zugleich einen neuen Geist. Herz und Geist, beide gehören zusammen. Ein neues Herz, damit wir Menschen erkennen, was Gott will und dies auch umsetzen.

 

 

Gott spricht:
Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.
Ez. 36,26

 

Denn das Herz ist nach biblischem Verständnis mehr als nur ein Muskel, der das Blut durch den Körper pumpt. Es ist auch nicht, wie bei uns angenommen, der Ort, an dem die Gefühle beheimatet sind. Das Herz ist der Ort, an dem der Verstand und der Wille sitzen. Mit dem Herz treffen wir unsere eigenen Entscheidungen.

 

Wozu braucht es dann noch einen neuen Geist? Der neue Geist ist die Hoffnung, die Zuversicht und die Liebe. Mit ihm können wir mutig und liebevoll in die Zukunft schauen, besonders jetzt, wenn das neue Jahr an die Schwelle klopft.

 

Es geht daher um eine Veränderung, die alle Grundfesten erschüttert. Die uns von Grund auf erneuert. Aber diese kann ich nicht selber leisten. Die Verwandlung kann lediglich Gott schaffen und uns schenken. Wer sich Gott anvertraut, der bekommt ein neues Herz und einen neuen Geist. Der kann Altes überwinden und neu anfangen.

 

Am 31. Oktober 2017 jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen, die Martin Luther, der Überlieferung nach, an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug. Für ihn war die Verwandlung, die Gott im Herzen der Menschen schafft zentral.

 

 

Deshalb wundert es nicht, dass das Herz auch in sein Wappen Einzug gehalten hat. In einem Brief am 8. Juli 1530 beschreibt Martin Luther sein Wappen wie folgt:

 

"... sollte ein Kreuz sein, schwarz im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte, damit ich mir selbst Erinnerung gäbe, dass der Glaube an den Gekreuzigten mich selig macht. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht…“

 

Das Wappen war für Martin Luther mehr als ein Wappen, es war das Zeichen seiner Theologie. Es steht dafür, dass Gott sich in Liebe zu uns wendet. Durch seine Liebe – sein Kommen in die Welt, seinen Tod am Kreuz – schenkt er uns ein neues Leben.
Wir dürfen befreit von aller alten Last in einem neuen Leben wandeln – mit einem neuen Herz und einem neuen Geist.
Und so können wir auch getrost ins neue Jahr gehen.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.

Von Herzen
Ihr Vikar Steffen Hoinkis