Angedacht 4/2015

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

es gibt Lieder, die für sich sprechen und keines besonderen Kommentars mehr bedürfen.
Das Lied von der Herbergssuche, jeweils ein Zwiegesang zwischen den vier Wirten und Maria und Josef, ist zwar eine alte Volksweise,
spricht aber unmittelbar hinein in unsere Gegenwart und vielleicht auch in unser Herz.
Darum drucken wir hier einfach alle vier Strophen ab. Lassen Sie sich dadurch anregen zu eigenen Gedanken und vielleicht auch zu eigenen kleinen Schritten in Richtung von mehr Barmherzigkeit.

 

Ihr Pfarrer Ulrich Wildermuth

 

Erster Wirt:
Wer klopfet an? „O zwei gar arme Leut!“
Was wollt ihr denn? „O gebt uns Herberg heut!
O durch Gottes Lieb wir bitten:
öffnet uns doch eure Hütten.“
O nein, nein, nein! „O lasset uns doch ein!“
Es kann nicht sein. „Wir wollen dankbar sein.“
Nein, nein, nein, es kann nicht sein.
Da geht nur fort, ihr kommt nicht rein!


Zweiter Wirt:
Wer vor der Tür? „Ein Weib mit seinem Mann.“
Was wollt denn ihr? „Hört unser Bitten an! Lasset heut bei Euch uns wohnen,
Gott wird Euch schon alles lohnen!“
Was zahlt ihr mir? „Kein Geld besitzen wir!“
Dann geht von hier! „O öffnet uns die Tür!“
Ei, macht mir kein Ungestüm,
da packt euch, geht wo anders hin!

 

 

Dritter Wirt:
Was weinet ihr? „Vor Kält erstarren wir.“
Wer kann dafür? „O gebt uns doch Quartier!
Überall sind wir verstoßen,
jedes Tor ist uns verschlossen!
So bleibt halt drauß! „O öffnet uns das Haus!“
Da wird nichts draus. „Zeigt uns ein andres Haus.“
Dort geht hin zur nächsten Tür! Ich hab nicht Platz, geht nur von hier!


Vierter Wirt:
Da geht nur fort! „O Freund, wohin? Wo aus?“
Ein Viehstall dort! „Geh, Joseph, nur hinaus!
O mein Kind, nach Gottes Willen
musst du schon die Armut fühlen.“
Jetzt packt euch fort! „O dies sind harte Wort!“
Zum Viehstall dort! „O wohl ein schlechter Ort!“
Ei, der Ort ist gut für euch; ihr braucht nicht viel.
Da geht nur gleich.